Gehörschutz bei lauter Musik - Hemmnisse aufgrund subjektiver Fehleinschätzungen: Abschlussbericht

Sarah Chiller-Glaus, M. Hackenfort, S. Diener, Jörn Basel

Research output: Book/ReportCommissioned report

Abstract

Laute Musik ist schädlich für das Gehör. Ein Umstand, dessen sich ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung bewusst ist – zumindest scheinbar. Trotzdem verzichtet die Mehrheit darauf, ihr Gehör während Club- oder Konzertbesuchen entsprechend zu schützen (z. B. Bieri, Kocher, Rochat, & Deller, 2012). Ziel dieser Studie war es, individuelle Ursachen für dieses Verhalten zu eruieren. Befragt wurden 430 Besucher/innen von fünf verschiedenen Konzerten (Rock, Pop, Heavy Metal, Klassik) in Zürich und Luzern. Die Befragung erfolgte direkt an Konzertveranstaltungen, um individuelle Einschätzungen mit realem Verhalten in Verbindung zu setzen. Erhoben wurden neben soziodemographischen Daten auch Angaben zu Gefährlichkeitsurteil, Veränderungsbereitschaft, sozialer Norm und Kosten-Nutzen-Analyse von Gehörschutz. Eine Regressionsanalyse zeigte drei Haupt-Einflussfaktoren für oder gegen Gehörschutz: 1. das soziale Umfeld, 2. Kenntnis des Risikos, 3. eine positive Kosten-Nutzen-Analyse. Einen geringeren Einfluss hatten Alter, Bildung, Häufigkeit der Exposition sowie Häufigkeit von erlebten negativen Folgen, sowie Kenntnis der Schadenswahrscheinlichkeit. Geschlecht, subjektiver Schaden und Kontrollüberzeugung zeigten keinen Einfluss auf die Tragerate. Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse scheint es sinnvoll, eine zukünftige Gehörschutzkampagne vor allem an den Haupt-Einflussfaktoren auszurichten: Beeinflussung der sozialen Norm, sowie verstärktes Bewusstmachen des individuellen Risikos (im Gegensatz zum allgemeinen Risiko, welches bereits weitgehend bekannt ist), um die Gehörschutztragequote längerfristig zu erhöhen und somit Gehörschäden entgegenzuwirken.
Original languageGerman
PublisherBundesamt für Gesundheit BAG
Number of pages24
Publication statusPublished - Nov 2015

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