Principal-Agent-Problematik bei Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen: Phänomen und Lösungsansätze

Die Principal-Agent-Problematik oder Agency-Theorie wird dazu genutzt, um die aus der Trennung von Vermögenseigentum und Vermögensbewirtschaftung bestehenden Machtverhältnisse und Informationsungleichheiten zu
erklären sowie mittels geeigneter Massnahmen und möglichst tiefer Kosten Lösungsmöglichkeiten zu deren Entschärfung aufzuzeigen. Ein Auftraggeber und Vermögenseigentümer kann nicht mit absoluter Sicherheit wissen, ob
der beauftragte Agent immer im Sinne des Prinzipals handelt oder ob er nicht auch noch – oder ausschliesslich –
verdeckte, eigene Interessen verfolgt, womit zwischen den Parteien eine Informationsasymmetrie über die wahren
Absichten besteht.
Bezogen auf die berufliche Vorsorge bedeutet dies, dass unterschiedliche Principal-Agent-Konstellationen bestehen. Die zwangsweise angesparten Vorsorgemittel der Arbeitnehmer (Prinzipal) werden in Vorsorgeeinrichtungen
(Stiftungen) von gewählten (Miliz-)Stiftungsräten (Agenten) fremdverwaltet. Ein Stiftungsrat wird seinerseits zum
Prinzipal, weil er i.d.R. externe Mandate zur Geschäftsführung, Verwaltung und Vermögensverwaltung (Agenten)
vergibt.
Bei Sammel- und Gemeinschaftsstiftungen akzentuiert sich die Problematik, weil sie mehrstufig organisiert sind,
komplexe Strukturen aufweisen, im Wettbewerb stehen und grosse Vorsorgevermögen vereinen. Personalvorsorgekommissionen der angeschlossenen Betriebe können Kompetenzen aufweisen, die sie zu bedeutsamen Agenten
machen. Durch geeignete Massnahmen eines Stiftungsrates soll sichergestellt werden, dass auch bei unterschiedlichen Vorsorgemodellen die Interessen der Arbeitnehmer bestmöglich gewahrt bleiben.