Kindeswohl im Spital : eine qualitative Studie zum Wohlbefinden hospitalisierter Kinder und Jugendlicher

Andrea Abraham, Denise Battaglia, Anja Huber, Ruth Baumann-Hölzle, Marlis Pfändler , Georg Staubli

Publikation: Beitrag in PeriodikumArtikel

Abstract

In den letzten drei Jahrzehnten hat sich die Situation für Kinder und Jugendliche in Schweizer Kinderspitälern stark verändert. Während Kinder früher beispielsweise die meiste Zeit im Bett verbringen mussten, einen stark begrenzten Bewegungsradius hatten und ihre Eltern nur wenige Stunden pro Tag sehen durften, ist die Situation heute eine gänzlich andere. Dank dem Engagement von Eltern, Fachpersonen und Fachvereinigungen sowie normativer Grundlagen wie der EACH1-Charta bilden die modernen Kinderrechte heute eine wichtige Grundlage für den Alltag im Kinderspital. Dabei hat sich das Kindeswohl in den vergangenen Jahren gerade auch vor dem Hintergrund der hochspezialisierten Medizin zu einem zentralen Konzept entwickelt. Was aber ist mit diesem Konzept konkret gemeint? Die Studie Kindeswohl im Spital – Eine qualitative Studie zum Wohlbefinden hospitalisierter Kinder und Jugendlicher ist darin begründet, dass Fachpersonen des Kinderspitals Zürich festgestellt haben, wie vage und heterogen der Begriff «Kindeswohl» in ihrem Alltag verwendet wird. Davon ausgehend haben wir eine qualitative Studie durchgeführt, welche die unterschiedlichen kindeswohlbezogenen Bedeutungszuweisungen und Vorstellungen von Menschen erforscht, die sich im Kinderspital aufhalten, seien es Patientinnen und Patienten, Mütter und Väter oder Mitarbeitende und Freiwillige des Akutbereichs (Standort Zürich) und der Rehabilitation (Standort Affoltern a. A.) des Kinderspitals. Ziel der Zusammenstellung des Samples war es, möglichst verschiedene Tätigkeitsbereiche und Hierarchiestufen zu repräsentieren, um eine breite Perspektivenvielfalt in Bezug auf das Kindeswohl im Spital zu erreichen. Die insgesamt 68 semistrukturierten Interviews bilden zusammen mit Feldnotizen aus der (teilnehmenden) Beobachtung den Datensatz dieser Studie. Im Zuge eines qualitativen inhaltsanalytischen Auswertungsverfahrens wurden daraus 40 empiriebasierte Kriterien für das Kindeswohl im Spital erarbeitet, die sich folgenden Oberkategorien zuordnen lassen:
- Krankheits- und therapiebezogene Bedürfnisse des Kindes
- Emotionales Wohlbefinden des Kindes
- Ermutigung und Befähigung des Kindes
- Normalität und gewohntes Leben für das Kind
- Familienorientierung
- Professionelle Betreuung
Die diesen Oberkategorien zugehörenden Kriterien dienen als Orientierung in der Praxis und können auch in Abwägungen und Entscheidungen im Einzelfall einfliessen oder bei der Reflexion über die Rahmenbedingungen für die Realisierung des Kindeswohls im Spital einbezogen werden.
OriginalspracheDeutsch
FachbuchInstitut Dialog Ethik
PublikationsstatusVeröffentlicht - 2016

Dieses zitieren